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Jahresversammlung 2016: Hauptreferat Landeshauptmann Arno Kompatscher / Bahnhof des Jahres 2016: Waidbruck-Lajen

Viele Mitglieder sind dem Aufruf des Präsidenten Walter Weiss gefolgt und haben an der 15. Jahresversammlung der Freunde der Eisenbahn am 21. Jänner 2016 im Bürger- und Schulhaus von Staben teilgenommen. Der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt.
Der Abend begann mit den Vereinsagenden: Tätigkeitsbericht (vorgetragen von Präsident Walter Weiss). Der Verein hat 1179 Mitglieder. Anschließend wurde die Jahresabschlussrechnung von Kassier Alois Vent vorgetragen (ein Kassastand ca. 14.000 €). Die Rechnungsrevisoren empfahlen die Entlastung des Vorstandes ("äußerst genaue Buchführung, sehr umsichtige Finanzgebarung").
Heuer ging auch die 3-jährige Amtszeit des Vereinsausschusses zu Ende und es gab Neuwahlen, die Landesrat Dr. Richard Theiner leitete. Ein Großteil des Vorstandes war bereit - weil jetzt wichtige Bahnprojekte anstehen - die Tätigkeit fortzusetzen und kandidierte daher wieder. In den neuen Vorstand wurden gewählt: Dr. Walter Weiss, Dr. Franziska Mair, Dr. Arthur Scheidle, Alois Vent, Dr. Johann Passler und neu: Dr. Ing. Siegfried Tutzer, Rosalinde Gunsch-Koch, Astrid Pichler und Dr. Oswald Schiefer. Im Februar wird der neue Vorstand die Arbeit aufnehmen, die oder den neue(n) Vorsitzende(n) wählen und die Aufgabenbereiche des Vereins für die nächsten 3 Jahre zuteilen. Viele Glückwünsche wurden übermittelt. Den scheidenden Vorstandsmitgliedern Rita Gstrein-Kaserer, Dr. Zeno Christanell, Dr. Ing. Walter Pardatscher und Klaus Runer wurde für ihren Einsatz gedankt und Walter Weiss überreichte ihnen eine kleine Anerkennung.
Mit Spannung erwartet wurde das Referat des Landeeshauptmannes Dr. Arno Kompatscher zum Thema: "Die Zukunft der Eisenbahn in Südtirol". Der Referent strahlte große Begeisterung für die Bahn aus und zeigte sich gut informiert. Die Initialzündung für diese Trendwende sei von der Vinschgaubahn ausgegangen und auch Verdienst der unermüdlichen Arbeit des Vereins. In den vergangenen Jahren hätten immer mehr Fahrgäste die Bahn als Verkehrsmittel gewählt, im Jahre 2015 komme man fast auf 10 Millionen Fahrten! Steigerungen gäbe es bei der Pustertalerbahn (23%) und der Meran-Bozner-Linie (15%), aber nur geringfügig (5%) auf der Vinschgaubahn. Ein deutliches Zeichen, dass die Kapazitätsgrenze erreicht worden ist. Daher auch die Anstrengungen, die Vinschgaubahn in den nächsten Jahren zu elektrifizieren und dabei die Frequenz der Züge bei wesentlich höherem Platzangebot zu erhöhen (Halbstundentakt und Flirt-Züge).
Zwar würde für den Straßenverkehr jährlich eine Millarde € ausgegeben, aber auch bei der Finanzierung des Schienenverkehrs gäbe es einen Trend nach oben: so waren es 2015 202 Mio € an öffentlichen Fördergeldern. Man müsse aber auch bedenken, dass der Deckungsgrad der Kosten im Personennahverkehr lediglich bei 25% liege, weit unter dem von der EU geforderten Wert.
Arno Kompatscher berichtete, dass eine Machbarkeitsstudie für die Riggertal-Schleife (zur schnelleren Anbindung des Pustertales an Brixen) in Auftrag gegeben worden sei. Die Finanzierung erfolge über die Umweltausgleichsmaßnahmen des BBT. Er sei überzeugt, dass der italienische Schieneninfrastrukturbetreiber RFI dieses Projekt auch bauen werde. Auch die Wiedererrichtung der Dolomitenbahn Toblach - Cortina werde studiert und im Rahmen eines Interreg-Programmes werde ebenfalls eine Machbarkeitsstudie erstellt.
Optimistisch gab er sich auch in Bezug auf den Neubau des Hauptbahnhofes Bozen und dem Bau des sog. Virgl-Bahntunnels, der eine von der Brennerlinie unabhängige Einbindung der Bozen-Meraner-Linie in den Bahnhof Bozen ermöglichen soll, mit entsprechender Kapazitätserhöhung.
Eines der wichtigsten Vorhaben sei klarerweise der BBT (Brennerbasistunnel), dessen Arbeiten zügig voranschritten. Derzeit sind die Zulaufstrecken im Eisacktal und Unterland das Thema. Er betonte, dass der BBT "hauptsächlich eine Güterbahn" werde und ermögliche, die Güter von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Die Kosten insgesamt lägen bei 9,6 Milliarden €. Man solle sich z.B. bei den Tagen der offenen Tür ein Bild von den Baufortschritten machen.
Arno Kompatscher findet auch eine Bahnverbindung in die Schweiz durchaus denkbar. Seiner Meinung nach käme dafür eine direkte Verbindung von Mals nach Scuol am ehensten in Frage, eine Route, die weitgehend in Tunnels verlaufen würde.
Aber nicht nur in Infrastruktur, sondern auch in Rollmaterial werde investiert. So sehe der neue Dienstvertrag mit Trenitalia den Ankauf 7 neuer Triebwagenzüge der Marke Flirt vor, die einen Teil der an die 40-Jahre alten Flotte an Trenitalia-Zügen ersetzen werden.
Auf Anfrage kam der Landeshauptmann auch auf die Strecke Bozen-Meran zu sprechen. Er ist sich bewusst, dass sie zu einer Art S-Bahn ausgebaut werden müsste, um mit der Mebo konkurrieren zu können. Auch diesbezüglich wolle sich RFI engagieren, einen Zeitplan gäbe es allerdings noch nicht.
Arno Kompatscher warb auch für den Ausbau des Flughafens in Bozen, er schloss mit der Aussage: "Wir setzen auf die Eisenbahn, denn sie ist das Verkehrsmittel der Zukunft!"
Es folgte ein Kurzreferat von Hans Peter Leu von den Schweizer Bundesbahnen. Die SBB veranstaltet immer wieder Pressefahrten nach Südtirol und macht in ihren Medien eine Bahn-/Busfahrt nach Südtirol schmackhaft. Sehr verbessert hätten sich seit Fahrplanwechsel die Busverbindungen im rätischen Dreieck. In Martina im Inntal sei ein neues Drehkreuz entstanden, wo der Fahrgast gute und häufige Umsteigeverbindungen in alle Richtungen vorfindet. Von Martina aus fahre nun alle 2 Stunden ein Schnellbus nach Landeck, der auch für die Vinschger eine Verkürzung der Fahrzeit mit sich bringe. Er dankte der Nordtiroler LH-Stellvertreterin Mag. Ingrid Felipe für die rasche Umsetzung dieses Konzeptes
Schließlich war das Vorstandsmitglied Dr. Arthur Scheidle am Zuge. Er erläuterte das Ziel, welches der Verein mit der Aktion "Bahnhof des Jahres" verfolge, nämlich Weckung der Sensibilität für die Aufwertung der Bahnhöfe. Er erwähnte die bisherigen Preisträger Niederdorf (Pustertalerlinie) und Marling und Schluderns an der Vinschgaubahn. Er würde sich wünschen, dass auch einer der größeren Bahnhöfe bald auszeichnungswürdig würde. Alle warteten schon sehnsüchtig auf die Lüftung des Geheimnisses, welcher Bahnhof wohl 2016 diese Auszeichnung bekommen würde: es ist dies die Gemeinde Lajen im Eisacktal mit dem Bahnhof Waidbruck/Lajen. Dr. Arthur Scheidle beglückwünschte den anwesenden Bürgermeister von Lajen, Herrn Stefan Leiter und nannte einige Gründe für die Auszeichnung: gepflegtes historisches Gebäude, Bar mit integriertem Wartebereich, Unterführung, Parkplätze, gute Verknüpfung mit dem Busverkehr. Teil des Ensembles ist auch ein Wasserturm aus der Zeit des Dampfbetriebes, der äußerlich renoviert worden ist. (Siehe die Präsentation von Dr. Arthur Scheidle weiter unten).
Als nächster Punkt wurden die Vorhaben 2016 kurz vorgestellt: Runder Tisch Eisacktal, Aussprache mit Landesrat Dr. Florian Mussner, Eisenbahnfest in Waidbruck, Betreiben des Erlebnisbahnhofes, 5. Ausgabe des Wettbewerbes "Bahnhof des Jahres", Mitgliederfahrt nach Einsiedeln und nach Lienz (mit dem dortigen Eisenbahnmuseum), die jährliche Fernreise geht nach Südkorea, China und in die Mongolei.
Den Abschluss dieses intensiven Programmes bildete die Vorstellung des Büchleins "Zug um Zug" (Herausgeber: Walter Weiss) mit den Themen: 15 Jahre Verein Freunde der Eisenbahn, 10 Jahre Neue Vinschgaubahn und die Südtirol-Bahn im Allgemeinen ("Südtirolbahn – Südtiroltakt – Südtirolpass"). Der ehemalige Direktor des Meraner Gymnasiums, Dr. Hermann Raffeiner fand ausgehend von der titelgebenden Metapher "Zug um Zug" nette Worte zur Vorstelltung. Z.B. drücke "Zug um Zug" ja auch ein Schritt-für-Schritt-Vorgehen aus, wie im Schachspiel. Und das weise auf jene Beharrlichkeit und Weitsicht hin, mit der der Verein unter Präsident Walter Weiss das Ziel Förderung des öffentlichen Personenverkehrs auf der Schiene in den 15 Jahren verfolgt habe.
Die Kosten werden jeweils zur Hälfte von der öffentlichen Hand und dem Verein selbst getragen - so Walter Weiss - , so dass das Büchlein gratis verteilt werden kann. Gedankt wurde auch Herrn Tappeiner von der Druckerei Union für den sorgfältigen Druck.
Viele Menschen blieben beim geselligen Teil sozusagen bis zur Sperrstunde, versorgt mit Köstlichkeiten vom Buffet. Die Gelegenheit, so viel Fachpublikum vorzufinden wurde genützt und so wurden noch brennende Fragen, wie ein Schnellzugkonzept für die elektrifizierte Vinschgaubahn u.ä. heiß diskutiert.